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4. Januar 2021Das wird heute ein anderer Blogartikel als sonst. Ich schreibe ihn aus einer tiefen persönlichen Betroffenheit heraus.
Ich lebe schon mein Leben lang in Wien. Eine Stadt, die weiß ich wie viele Male in Folge zur lebenswertesten Stadt der Welt (!) gewählt worden ist. Eine Stadt, wo die Uhren im Vergleich zu anderen Großstädten langsamer gehen, beschaulicher, entspannter. Eine Stadt, die seit vielen Jahren immer ein bisschen abseits steht vom Weltgeschehen, die nicht wichtig genug ist, um wirklich Schlagzeilen zu machen. Das würde auch nicht zu ihr und den Menschen, die in ihr Leben passen. Eine Stadt, die von ihrem kulturellen Erbe und der Kauzigkeit ihrer Bewohner lebt. Eine liebenswerte Stadt, bei all ihren Schwächen. Wien ist nicht London, Paris oder New York – Wien ist auf eine liebenswerte Art anders. Ein bisschen aus der Zeit gefallen.
Seit gestern hat sich etwas verändert.
Wien hat seine „Unschuld“ verloren. Ein verabscheuungswürdiger Terroranschlag hat stattgefunden. Menschen haben ihr Leben verloren oder liegen schwer verletzt im Krankenhaus. Polizei war gestern in der Stadt allgegenwärtig, Rettungswagen waren im Dauereinsatz, Blaulicht und Sirenen überall. Ich war gestern selbst in der Nähe des ersten Bezirks unterwegs und durfte erleben was es heißt, auf die Straße zu gehen und sich nach links und rechts umzusehen, ob einem nicht nach dem Leben getrachtet wird. Ich habe selbst jeden der wenigen Passanten, die mir begegnet sind, genau gemustert, ob von ihnen eventuell Gefahr ausgehen könnte. Ein schreckliches Gefühl. Zuhause angekommen habe ich mir die ZIB Spezial angesehen und langsam die Ausmaße des Anschlages begriffen. Es erschüttert mich, dass so etwas in Wien passieren kann. Wien, das immer ein bisschen abseitssteht. Wien, das schon lange nicht mehr auf der Weltbühne mitspielt und auf einmal wieder im Zentrum internationaler Aufmerksamkeit aus einem derart traurigen Grund.
Nun ja, wir können das Geschehene leider nicht rückgängig machen.
Aber wir alle gemeinsam haben die Wahl, wie wir auf diesen unmenschlichen Terrorakt reagieren können. Wollen wir aufgrund eines bedauernswerten Anschlages unsere Grundwerte über Bord werfen? Wollen wir noch mehr in eine Richtung gehen, in die uns Corona ohnehin schon gebracht hat? Werden wir Freiheits- und Grundrechte beschneiden? Unter Umständen langfristig?
Oder wollen wir anders reagieren? Wollen wir uns unseren entspannten, beschaulichen Lebensstil auf gar keinen Fall nehmen lassen. Wollen wir weiter eine Offene Gesellschaft bleiben, in der Toleranz gelebt wird und jeder ganz nach seiner Facon leben kann. Völlig unabhängig von seinem Geschlecht, seiner Herkunft, seiner Religion, seiner Hautfarbe, etc.
Ich glaube die Antwort liegt auf der Hand. Wir müssen alles Menschenmögliche tun, damit ein derartiger Vorfall mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr geschieht. Aber ich denke wir sollten es auf unsere Weise tun.
Karl Popper hat in seinem 1945 erschienen Werk „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ beschrieben, dass es zentral ist, „die kritischen Fähigkeiten des Menschen freizusetzen“. Er wendet sich in seinem Buch gegen jede totalitäre Staatsform und hätte sich, hätte es Terrorismus in der aktuellen Form damals schon gegeben, sicherlich auch gegen jede Form von Terrorismus gewendet. Popper geht davon aus, dass jeder von uns durch sein Denken, Entscheiden und Handeln einen Einfluss auf die Zukunft hat.
Ich teile diese Meinung. Begegnen wir diesen Attentätern mit aller Härte. Aber halten wir an dieser offenen Gesellschaft fest, die über Jahrzehnte hinweg aufgebaut wurde. Stehen wir zu unseren Grundwerten, zu unseren Überzeugungen und lassen Hass nicht überhandnehmen. Liebe > Hass!
Wien steht hier nur für ein Puzzleteil eines viel größeren Ganzen. Unser westlicher Lebensstil hat eine Reihe von Schwächen, die uns alle wohl bewusst sind. Gleichzeitig steht er für Meinungsfreiheit, Demokratie, Grund- und Menschenrechte, Gleichberechtigung und noch so vieles mehr. Diese Werte gehören bewahrt. Für diese Werte kann und muss man kämpfen. Aber machen wir das auf eine adäquate Art. Eine Art, die uns und unsere Werte widerspiegelt. Und nicht so, wie von einigen wenigen feigen und hasserfüllten Attentätern gestern vorgelebt wurde.
Mein aufrichtiges Mitgefühl gilt den Angehörigen der Opfer.
Einen besonderen Dank möchte ich unseren Einsatzkräften aussprechen – es tut gut zu wissen, dass ihr für uns da seid.
#fuckterrorism #empathy #love