New Business Talk oder die Schönheit der deutschen Sprache
2. Juni 20204 „Learnings“ aus der Corona-Krise
3. August 2020New Business Talk oder die Schönheit der deutschen Sprache
2. Juni 20204 „Learnings“ aus der Corona-Krise
3. August 2020Kommunikation ist Glückssache. Das ist Ihnen doch hoffentlich klar, oder?! Denn nicht immer wird die von Ihnen ausgesandte Information von Ihrem Gegenüber auch korrekt interpretiert. Wir missverstehen uns nur zu leicht, Gesagtes wird mit Gemeintem falsch interpretiert, A ist nicht zwangsläufig A, sondern kann auch B sein, in einer anderen Situation vielleicht sogar C. Sie können aber die Chance, tatsächlich auch das zu verstehen, was der Gesprächspartner Ihnen mitteilen möchte, mit den nachfolgenden drei essenziellen Bereichen der passiven Kommunikation drastisch erhöhen. Ein paar Informationen vorab:
Ich möchte, dass dieses so wichtige Thema in Ihren Fokus gelangt – zu Ihrem Vorteil! Der nachstehende Blog soll Sie zum Denken anregen. Ich werde Ihnen viele Fragen stellen und wünsche schon vorab viel Spaß beim darüber Nachdenken, Weiterdenken und Schlüsse ziehen!
WICHTIG: Fallen Sie NICHT auf den althergebrachten Fehler herein, nur auf EINEN Faktor zu achten und daraus endgültige Schlüsse zu ziehen! Es gibt unzählige Hinweise darauf, was in Ihrem Gegenüber gerade vorgeht und wie die wie auch immer ausgesandten Informationen zu interpretieren sind. Nur aus der Summe der Hinweise kann man Schlüsse ziehen, nicht allein aus einer bestimmten Gestik, einem Gesichtsausdruck oder einem Wort. Der Klassiker: Jemand sitzt mit verschränkten Armen am Tisch und sein Gegenüber glaubt, er sei verschlossen. Vielleicht sitzt er aber einfach nur gerne mit verschränkten Armen da, weil es gerade angenehm für ihn ist.
Zuhören
Wir hören nicht zu. Tun wir nicht. Gesagtes wabert an uns vorbei, während wir unsere Mails am Handy checken, über unseren Urlaub nachdenken oder den hübschen Kirschbaum im Garten vor unserem Bürofenster bewundern. Wir tun 1000 Dinge, lassen unsere Gedanken abschweifen, aber wir hören unserem Gesprächspartner nicht fokussiert zu. Die aus diesem Verhalten resultierenden Folgen sind bekannt: Projekte gehen schief, weitere Besprechungsschleifen müssen gedreht werden, gegenseitige Schuldzuweisungen, wenn etwas nicht funktioniert (Man selbst hat ja alles zum Erfolg des Product Launch beigetragen. Selbstkritik? Fehlanzeige!). Stundenlanges Sinnieren in endlosen Teamsitzungen, was man beim nächsten Mal besser machen könnte, sind dann Usus, ohne das Basic-Thema Zuhören auch nur auf dem Schirm zu haben.Verbesssern kann sich dadurch nichts. Beim nächsten Projekt spielen Sie exakt dasselbe nochmal.
Worauf sollten Sie achten:
- WIE sagt Ihr Gegenüber etwas Teil 1? Welche Worte (visuell, auditiv, kinästhetisch, etc.) werden verwendet? Entsprechend können Sie dann darauf reagieren und in einem vergleichbaren Wording bleiben, um a) eine gute Verbindung herzustellen und b) die Wahrscheinlichkeit eines Verstehens zu erhöhen.
Ein Beispiel: Ihr Gegenüber spricht in den schillerndsten Farben vom vergangen Businessevent: Welch wunderschöne Eingangssituation, wie stilvoll das Produkt in Szene gesetzt wurde und wie gekonnt die Nachspeise auf dem Teller drapiert war. Wenn Sie ihm aufmerksam zugehört haben, konnten Sie erkennen, dass Sie mit einem visuellen Typen sprechen. Tipp: Antworten Sie in vergleichbarer Weise. Sprechen Sie seine Sprache, verwenden Sie seine Worte, sprechen Sie in Bildern und verbessern Sie dadurch vice versa das Verständnis.
- WIE sagt ihr Gegenüber etwas Teil 2? Wie schnell spricht er, in welchem Tonfall (hoch oder tief)? Gibt es länger Pausen zwischen seinen Sätzen? Antwortet er Ihnen sofort oder zögert er etwas? Setzt er seine Worte bewusst und selbstsicher oder zögerlich?
All das gibt Ihnen Auskunft über den aktuellen Gemütszustand Ihres Gegenübers. Achten Sie darauf und nützen Sie die vielen Hiweise, um das Gespräch entsprechend zu lenken.
Als Beispiel eine Bewerbungssituation: Wenn der Bewerber zu Beginn sehr schnell und undeutlich spricht, eine hohe Stimme an den Tag legt und sich immer wieder verhaspelt, arbeiten Sie mit dieser Beobachtung. Dieser Bewerber ist hochgradig nervös – sonnenklar. Sie haben eine entspannte Unternehmenskultur? Sie wollen, dass sich Mitarbeiter bei Ihnen wohlfühlen? Dann ist jetzt der Zeitpunkt, um zu intervenieren. Sprechen Sie mit sonorer Stimme, ruhig & langsam. Wechseln Sie das Thema auf etwas Belangloses, bieten Sie einen Kaffee an, erzählen Sie davon, wie nervös Sie selbst letztens bei einer Präsentation waren. All das können Sie tun, um eine positive Verbindung zu Ihrem Gegenüber aufzubauen, aber nur wenn Sie zuvor die Signale richtig gelesen haben!
Schon seit zehntausenden von Jahren kommunizieren Menschen miteinander, den Großteil dieser Zeit ohne adäquate Sprache. Unsere Vorfahren mussten daher lernen, ihr Gegenüber zu lesen. Diese Fähigkeit konnte über Leben und Tod entscheiden und war daher essenziell. Heute müssen wir uns ums Überleben keine Sorgen mehr machen, nichtsdestotrotz ist Mimik und Gestik (aktiv und passiv) und deren Interpretation für uns nach wie vor entscheidend, um im Leben erfolgreich zu sein. Schauen wir uns diese beiden Bereiche einmal genauer an – und falls sich Ihnen dabei noch weitere Fragen aufdrängen: gut so! Denke Sie darüber nach, arbeiten Sie mit Ihren Erkenntnissen – es ist entscheidend für Ihre berufliche UND private Entwicklung!
Mimik
Das Gesicht Ihres Gegenübers spricht wortlos Bände. Nützen Sie all die Informationen, die Ihnen Ihr Gegenüber unbewusst anbietet. Körpersprache lügt nicht (außer bei sehr gut trainierten Menschen). Schaut er Sie an oder schweift sein Blick laufend ab? Ist längerer Augenkontakt möglich? Sind leichte Zuckungen (Mikroausdrücke) im Gesicht vorhanden und wenn ja welche? Können Sie den Puls an der Halsschlagader sehen? Schwitzt ihr Gegenüber, obwohl das Büro klimatisiert ist? Geht das Lächeln bis zu den Augen oder ist es gekünstelt? Wird der Kopf leicht seitlich nach links gelegt und damit die Halsschlagader offen gelegt (Verwundbarkeit)? Augenaufschlag und/oder das Spiel mit den Haaren (eher bei Frauen anzutreffen). Leckt sich Ihr Gegenüber immer wieder über die trockenen Lippen bzw. verlangt nach zwölf Minuten das zweite Glas Wasser? Für diese oft völlig unbewusst ausgesendeten Hinweise könnte ich hier Beispiele ohne Ende anführen.
Ein konkretes Beispiel: Sie haben ein Blinddate. Ihr Gegenüber lächelt Sie an, die Augen lachen mit. Dieses Lächeln ist ernst gemeint. Zwischendurch lacht Ihr Date oft und manchmal etwas zu laut – ein nur zu verständliches Zeichen von Nervosität – immerhin sehen sie einander heute zum ersten Mal. Ihre Wangen sind zwischendurch ganz leicht gerötet. Immer wieder spielt sie mit ihren Haaren, den Kopf leicht nach links geneigt. Mit der Halsschlagader wird ihre Schwachstelle offenbart. Ein Zeichen von Vertrauen. Ihr Gegenüber sucht immer wieder Blickkontakt, vielleicht berühren sich sogar ihre Hände „zufällig“ auf dem Tisch. Immer wieder nickt sie zustimmend. Sie beide haben eine gute Connection. Ihr Gegenüber sucht Ihre Nähe und ist an Ihnen interessiert.
Diese Hinweise der Zuneigung serviert Ihnen die Dame auf dem Silbertablett – achten Sie darauf!
Körpersprache
1.000e Bücher sind alleine zu diesem Thema geschrieben worden, aber ich zweifle manchmal, ob sie auch irgendjemand gelesen bzw. das Gelesene dann auch angewandt hat?! Denn dieser Bereich wird in der zwischenmenschlichen Kommunikation genauso sträflich vernachlässigt wie jener der Mimik. Vielleicht sogar noch mehr.
Zu beachten gilt: Wie stellt sich die Körperhaltung Ihres Gegenübers dar? Hat er eher eine starre, steife Körperhaltung, wenn er das Zimmer betritt? Hat er eine hohe Körperspannung? Geht er leicht gebückt? Sind die Schultern nach vorne und unten gezogen und entsteht gar schon ein leichter Buckel? Ist die Haltung aufrecht mit geschwellter Brust oder macht Ihnen Ihr Gegenüber alleine schon von der Haltung her einen eher unterwürfigen Eindruck?
Wie steht es mit seinen körperlichen Aktivitäten? Was machen die Hände? Sehen Sie ruhige und gleichförmige oder eher fahrige Bewegungen? Spielt Ihr Gegenüber laufend mit seinen Fingern oder einem Kugelschreiber? Ändert er laufend seine Haltung in seinem Stuhl oder ist er völlig unbewegt? Was machen die Beine, die Fußspitzen (die meisten Menschen gehen davon aus, dass gerade ihr Unterkörper unbeobachtet bleibt!)?
Wieder ein konkretes Beispiel: Eine Präsentation. Eine Forscherin präsentiert neueste Erkenntnisse aus ihrem Spezialgebiet. Sie steht hüftbreit. Mit ruhigem sicheren Stand präsentiert sie ihre Themen. Zwischendurch setzt sie bewusst den einen oder andern Schritt, um ihre Argumentation zu unterstützen. Ihre Haltung ist aufrecht und dem Publikum zugewandt. Sie sucht Blickkontakt mit ihren Zuhörern, ihre Hände und Arme unterstreichen ebenfalls die Bedeutung ihrer Worte – mit gezielten, klaren und ruhigen Bewegungen ihrer Hände werden die wichtigsten Punkte hervorgehoben.
Auch wenn Sie diese Präsentation ohne Ton sehen würden, würden Sie der Dame eine hohe Kompetenz zusprechen, allein aufgrund ihres souveränen Auftritts.
Wie bei der Mimik gilt auch hier: es gibt unendlich viele Hinweise darauf, in welchem Zustand sich Ihr Gegenüber gerade befindet und was er Ihnen tatsächlich sagen möchte. Beginnen Sie ganz bewusst darauf zu achten, spielen und arbeiten Sie damit und ein Verstehen wird immer leichter werden.
Halten Sie sich immer vor Augen: Die Wirkung kommt vor dem Wort!
Aber nehmen Sie es auch nicht zu schwer. Wie hat schon Sammy Molcho gesagt: „Körpersprache muss man lesen können. Aber letztendlich bleibt es doch Interpretation.“ 😉
Ihr Markus Platzer
PS.: Ist Ihnen aufgefallen, dass ich in einem Blog der „Das 1×1 gelingender Kommunikation heißt“ kein Wort über den tatsächlich gesprochenen Inhalt verloren habe? Warum wohl?! 😉
feinschliff by the fabulous norbert hübner