Wir schreiben den 16.3.2020. Mit diesem Tag war alles anders in Österreich – Lockdown. Es wurden (weltweit) alle nur erdenklichen Maßnahmen getroffen, um die Coronakrise in den Griff zu bekommen. Es wurden zügig Dinge umgesetzt, die nur ein Monat zuvor völlig denkunmöglich waren. Einige Stichworte: Komplette Einstellung des Flugverkehrs, Sperre von Geschäften (abgesehen vom Lebensmittelhandel), massive Ausgangsbeschränkungen für die Bevölkerung, Hilfen in Billionenhöhe weltweit (zig Milliarden alleine in Österreich), etc. Die Welt wurde umgestaltet.
Von heute auf morgen – einfach so.
In diesem Artikel geht es nicht um Corona. Auch nicht um die Maßnahmen gegen Corona. Es geht um ein Gedankenexperiment. Was wäre, wenn wir selbige Anstrengungen auf uns nehmen würden, um unseren Planeten zu retten? Wie würde das aussehen?
Von heute auf morgen – einfach so.
Ein Gedankenexperiment.
Wir schreiben fiktiv den 16.3.2020. Regierungschefs rund um den Globus geben Pressekonferenzen. Folgender akkordierter Text wird in jedem Land zeitgleich verlesen:
„Liebe Erdenbürgerinnen und Erdenbürger, geschätzte Mitmenschen! So kann es nicht mehr weitergehen. Zu lange haben wir einfach nur zugesehen, wie nach und nach unser Heimatplanet zugrunde gerichtet wird. Nein, wir haben nicht nur zugesehen. Wir haben mitverantwortlich mit Interessensvertretern aller Sparten der Wirtschaft aktiv dazu beigetragen, unseren Planeten zu zerstören. Die verheerenden Folgen sind bekannt. Globale Erderwärmung, steigende Meeresspiegel, massive Ausweitungen extremer Wetterereignisse wie Dürren, Überflutungen und Stürme mit immer gravierenderen Folgen. Die Arktis ist bald permanent eisfrei, Permafrostböden tauen auf und der südamerikanische Regenwald ist auf einen Bruchteil seiner früheren Größe gerodet. Abertausende von Tierarten wurden unwiederbringlich ausgerottet, Massentierhaltung unter schändlichsten Bedingungen wurden zum Alltag, das Leben als solches im Namen des Profits mit Füßen getreten. Wir stehen vor einer Katastrophe ungekannten Ausmaßes.
Liebe Bürgerinnen und Bürger: Dafür möchten wir uns entschuldigen. Die Zerstörung unseres Planeten ist der unweigerlich immer schneller voranschreitende Suizid der Menschheit. Dem muss Einhalt geboten werden. Nicht morgen oder übermorgen, sondern heute. Aufgrund dessen verabschieden wir mit sofortiger weltweiter Gültigkeit nachstehenden 12 Punkte Plan.“
Die Details dieses 12-Punkte-Plans werden in diesen Minuten weltweit über alle verfügbaren Kanäle allen Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen zur Verfügung gestellt. Eine diesbezügliche offizielle Website ist ab sofort online (www.soschnellgehts123.com).
Um die gesetzten Maßnahmen zu überprüfen, wird ein weltweites Ampelsystem eingeführt. Aktuell steht diese Ampel auf rot. Quartalsweise werden die laufenden Ergebnisse der obigen Maßnahmen der Weltöffentlichkeit zugänglich gemacht. Bei Nichterreichen der gesetzten Ziele treten umgehend schärfere Maßnahmen in Kraft.
Wir haben eine schwere Zeit vor uns. In Anlehnung an Winston Churchill: „Wir haben nichts zu bieten außer Blut, Schweiß und Tränen“. Helfen wir zusammen und gehen wir gemeinsam diesen Weg. Wenn wir (über-) leben wollen, ist er alternativlos. Wir, die Regierungschefs der Länder dieser Erde, bedanken uns schon jetzt für Ihre Unterstützung. Gemeinsam werden wir diese Herausforderung bewältigen.“
Eine Krise wie diese regt zu denken an. Vergleichbare Überlegungen waren bis vor kurzem völlige Utopie. Aber was ist wirklich alles möglich? Seit 2020 würde ich sagen: ALLES! Wir haben gerade gesehen: Geld ist vorhanden wie Dreck! Wir könnten jetzt Tabula Rasa machen, unsere Wirtschaft, unsere Gesellschaft und unser Miteinandersein neu denken. Wir könnten, wenn wir wollten. Aber wollen wir?
*Eine Maßnahme, die im Zuge der Coronakrise in vielen Ländern vollzogen wurde. Beispiel Republik Österreich: https://www.kleinezeitung.at/international/corona/5785415/Coronavirus_Kurz_Flugverkehr-wird-bald-weitgehend-eingestellt, Kleine Zeitung, 15.3.2020
**Die Maßnahmen, die im Zuge der Coronakrise alleine seitens der Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) bis Juli 2020 auf den Weg gebracht wurden, belaufen sich auf 11.000.000.000.000 $ (in Worten: elf Billionen Dollar). Aussage 7/2020 von Kristalina Georgieva, Chefin Internationaler Währungsfonds. https://kurier.at/wirtschaft/iwf-fordert-weitere-unterstuetzung-der-wirtschaft/400972907, Kurier, 16.7.2020
***Bundeskanzler der Republik Österreich Sebastian Kurz bei einer Pressekonferenz in Wien am 18.3.2020 zur Bekämpfung der Corona-Pandemie
****Grundidee James Tobin (Tobin Tax), amerikanischer Wirtschaftswissenschafter, 1972; Vergleiche: https://de.wikipedia.org/wiki/Tobin-Steuer#:~:text=Als%20Tobin%2DSteuer%20wird%20eine,Finanztransaktionssteuer%20auf%20internationale%20Devisengesch%C3%A4fte%20bezeichnet. Wikipedia, 1.9.2020
*****Derartige Besteuerungen wurden im Verlauf der Geschichte nach großen Krisen, insbesondere Kriegen, immer wieder temporär eingeführt. Ein Beispiel: Der westdeutsche Lastenausgleich. „Die Vermögen wurden am 21. Juni 1948 bewertet, einige Freibeträge wurden abgezogen, auf den Rest fielen oft 50 Prozent Steuern an. Zu zahlen war das Geld allerdings nicht sofort, sondern in vierteljährlichen Raten über bis zu 30 Jahre. Das Geld floss an Menschen, die durch den Krieg Vermögen verloren hatten.“ https://blogs.faz.net/fazit/2020/04/07/corona-pandemie-und-vermogensabgabe-vermogensteuer-11297/ Frankfurter Allgemeine Zeitung, Fazit – Das Wirtschaftsblog, 7.4.2020
feinschliff by the fabulous norbert hübner